WIE DIE MODERNE ANÄSTHESIE ZUR RISIKOMINDERUNG UND EINER SCHNELLEREN GENESUNG BEITRÄGT
FASTTRACK-REHABILITATION IN DER ANÄSTHESIE
Was bedeutet Fasttrack? Übersetzt heißt es „Schnellspur“. In der chirurgischen operativen Behandlung ist damit ein neues mehrgliedriges Behandlungs-konzept zur Verkürzung des stationären Krankenhausaufenthaltes gemeint. So soll zum Beispiel die Entfernung eines Dickdarmanteils nicht mehr drei Wochen, sondern nur noch fünf bis sechs Tage Therapiedauer in Anspruch nehmen. Neben den neuen Techniken der Operation (z. B. minimalinvasive Chirurgie) ist ein gut abgestimmtes Anästhesie-Management wesentliche Voraussetzung, um die Therapiedauer entscheidend zu verkürzen.
Am Beispiel der bereits erwähnten Dickdarmteilentfernung lässt sich diese
Strategie gut verdeutlichen. Die Vorbereitung zur Operation beinhaltet heute eine deutliche Verkürzung des präoperativen Nüchternheitsintervalls. Die Patienten dürfen bis zu sechs Stunden vor der Operation noch feste, leichte Nahrung und dann noch kleinere Mengen (1-2 Gläser) klarer Flüssigkeit (Wasser oder leicht gesüßten Tee) zu sich nehmen. Ziel dabei ist es, den präoperativen Fastenvorgang abzukürzen, um den Nahrungsstoffwechsel nach der Operation in Gang zu bringen und so eine schnelle Erholung herbeizuführen.
Ein gut abgestimmtes Anästhesie-Management ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Therapiedauer entscheidend zu verkürzen. Das Narkoseverfahren besteht aus der Kombination einer Regionalanästhesie mit einem Vollnarkoseverfahren. So kann die Belastung durch die Vollnarkose für den Patienten auf ein Minimum zurückgefahren werden. Als regionalanäs-thetisches Verfahren wird dafür die „thorakale Periduralanästhesie“ verwendet.
Die Medikamente zur Durchführung der Vollnarkose sind dabei vom Organismus schnell abbaubare Substanzen, so dass die Aufwachphase nach der Operation entscheidend verkürzt wird. Die Gesamtmenge der Narkosemittel wird durch die gleichzeitige Anwendung der beiden Anästhesieverfahren erheblich verringert und die Nebenwirkungen der Narkose (z. B. Übelkeit, Benommenheit) werden stark vermindert.
Während der Operation werden Blutproben kontrolliert, damit beispielsweise Veränderungen der Elektrolyte sofort ausgeglichen werden können. Wichtig ist ebenfalls das Verhindern der Auskühlung des Patienten. Durch spezielle Warmluftdecken wird die Körpertemperatur konstant gehalten, da die Wiederaufwärmung nach der Operation einen erheblichen Sauerstoffmehr-bedarf verursacht. Dieser Sauerstoffmehrbedarf könnte unter Umständen eine künstliche Nachbeatmung erforderlich machen.
Die Periduralanästhesie ermöglicht auch nach der Operation eine gute Schmerzbefreiung des Patienten und somit eine erhebliche Senkung der Stressantwort des Körpers. Bestimmte pathologische Reflexe des Organismus, wie die postoperative Darmlähmung nach einer Darmresektion, werden durch diese Maßnahmen entscheidend verkürzt.
Die Mobilisation des Patienten soll noch am Tag der Operation erfolgen. Am Abend nach der OP darf der Patient bereits wieder trinken und kleinere Mengen Nahrung zu sich nehmen. Nach drei Tagen werden der Periduralkatheter entfernt und die Infusionen abgesetzt, so dass der Patient seine volle Bewegungsfreiheit wiedererlangt. Sofern keine weiteren postoperativen Probleme bestehen, steht einer Entlassung nach sechs Tagen nichts mehr im Weg. Fasttrack bedeutet also nicht „gehetzte Operation“, sondern eine schnelle Wiederherstellung des Gesundheitszustandes des Patienten.